Herbsttag (Rainer Maria Rilke)

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. 
Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren 
und auf den Fluren laß die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten reif zu sein 
gib Ihnen noch zwei südlichere Tage 
dräng sie zur Vollendung hin und jage 
die letzte Süße in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, 
wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, 
wird lesen, wachen, lange Briefe schreiben 
und wird auf den Alleen hin und her 
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

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Hier, wo der Mensch palavert und wehklagt,
Der graue Schopf, erbärmlich dünn, sich neigt,
Wo Jugend bleich und geisterhaft verdirbt
Wo Denken heißt: sich sorgen

Ode an die Nachtigall (John Keats)