Im Augenblick der Trennung umarmte Deruga ihn mit der alten Herzlichkeit und Tränen in den Augen. "Vergiss das verzweifelte Zeug, das ich geredet habe", sagte er, "und glaube nur das eine, dass mein Herz immer dasselbe ist. Und wenn dich morgen der Schlag träfe und zu einem schlottrigen Idioten machte, der seinen Mund nicht mehr finden kann, so würde ich dich zu mir nehmen und dich eigenhändig füttern, solange du lebtest. Dasselbe lass mich von dir glauben! Was für ein Strudel von Dreck wäre das Leben, wenn es nicht unwandelbare Herzen gäbe!"

Der Fall Deruga (Ricarda Huch)

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Zum ersten Mal verstanden, dass mein Text wirklich gut war und ich nicht nur hoffte, dass er gut war oder so tat, als wäre er es, hatte ich, als ich eine Passage über Vater schrieb und dabei in Tränen ausbrach. Das war mir noch nie, nicht einmal ansatzweise, passiert. Ich schrieb über Vater, und  die Tränen liefen mir die Wangen hinunter, ich konnte Tastatur und Bildschirm kaum sehen, tippte einfach weiter. Von der Existenz der Trauer, die in mir freigesetzt wurde, hatte ich nichts geahnt, nichts gewusst. 

Sterben (Karl Ove Knausgard)