Walter Muschg also. Allein schon, wie er, noch unsichtbar, dem Hörsaal zuschritt! Seine Schritte kamen wie die des Komturs näher, als seien seine Schuhe aus Stein, und wir Studenten im Hörsaal verstummten, wenn wir das näher kommende Ereignis hörten. Dann war er da, Walter Muschg: ein kleiner mächtiger Mann mit durchdringenden Augen unter Brauen, die regelrechte Büsche waren. Keine Eingangsfloskeln, es ging gleich los. Er rang mit den Wörtern, stellte sie einzeln vor sich und uns hin (nahm er uns eigentlich war?), er war immer im Herzen des Tragischen und der poetischen Notwendigkeit. Von ihm weiß ich noch vieles. Er war kein neutraler Gelehrter, er war radikal parteiisch, hasste und liebte.

Reise an den Rand des Universums (Urs Widmer)

bodo-kirchhoff-03

Wer auf Reisen geht, folgt immer auch einer vagen Sehnsucht, unabhängig vom Ziel der Reise, der Sehnsucht nach Erfüllung oder dem Moment, der allen übrigen Momenten, ob morgens an einem noch leeren Strand, allein mit dem Meer, oder nachts in einer schmalen Gasse, hastig umschlungen, ihren Sinn gibt: Das erfüllt meinen Wunsch, das ist die Ankunft, alles danach schon die Heimkehr - so sieht man es später.

Verlangen und Melancholie (Bodo Kirchhoff)