Gut, dann doch noch einmal die Frage: Wann ist man alt? Meine Mutter wird in diesem Jahr siebenundneunzig, ich bin also noch Kind, das hilft. Alle Welt redet von den immer älter werdenden Menschen, aber was sagt man zu den immer älter werdenden Kindern? Ich bin jetzt vierundsiebzig; was soll man von einem Kind halten, das auf die Achtzig zugeht? [...]. Vielleicht kann man sein Alter an der Zahl toter Menschen messen, die man gekannt hat, und das Bild kippt in dem Moment, in dem man mehr Tote als Lebende kennt.

Roter Regen (Cees Nooteboom)

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Sie hatten sich schon Lebwohl gesagt, als sie ihn fragte, und wo willst du jetzt hin? Ans Wasser. Ans Wasser? Wir kehren immer zum Wasser zurück, habe er gesagt. Und das erzählte sie mir wie eine Anekdote, in einem Ton der Belustigung, vielleicht noch reichlich böse über das Vorgefallene zwischen ihr und ihm, von dem ich nichts wusste und nichts weiß. Und ich erinnere mich noch genau, wie ich versuchte, darüber den Kopf zu schütteln und belustigt zu tun um ihretwillen. Aber ich hörte diesen Satz aus ihrem Mund und wusste im selben Augenblick, dass er mich nicht mehr loslassen wird.

Vom Wasser (John von Düffel)