Gut, dann doch noch einmal die Frage: Wann ist man alt? Meine Mutter wird in diesem Jahr siebenundneunzig, ich bin also noch Kind, das hilft. Alle Welt redet von den immer älter werdenden Menschen, aber was sagt man zu den immer älter werdenden Kindern? Ich bin jetzt vierundsiebzig; was soll man von einem Kind halten, das auf die Achtzig zugeht? [...]. Vielleicht kann man sein Alter an der Zahl toter Menschen messen, die man gekannt hat, und das Bild kippt in dem Moment, in dem man mehr Tote als Lebende kennt.

Roter Regen (Cees Nooteboom)

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Eigentlich mag Britta keine Spielplätze. Es macht sie traurig zu sehen, was aus Menschen wird, die sich ausschließlich für ihre Kinder interessieren. Väter, sie sich beim stundenlangen Anschubsen der Schaukel den Arm ausleiern. Mütter, die aus allen vieren durch Plastikröhren kriechen und dabei wie Schweine grunzen. Ehepaare, die voller Eifer gemeinsam Sandburgen bauen, während die Dreijährige gelangweilt ins Leere starrt.

Leere Herzen (Juli Zeh)