Der Wellness-Bereich, dieser in die Seite des historistischen Monstrums getriebene Keil aus Glas, Granit, Stahl und Wasser, verzichtete auf das übliche Wohlfühl-Design und vermittelte mit minimalistischer Strenge meditative Ruhe. Er besaß zwei Pools, einen zum Schwimmen und ein siebenundreißig Grad warmes mit Natursole angereichertes Thermalbad. Es ragte um ein Drittel ins Freie hinaus und ließ von Spots angestrahlte Dampfschwaden in die kühle Regennacht steigen. Vier geometrische Wasserfälle sorgten für den suggestiven Geräuschpegel. 
Eine Treppe neben dem Thermalbad führte in ein Untergeschoß. Dort befanden sich die Räume für den römisch-irischen Zyklus. [...]. Alle Räumen waren aus exakt gefügten Quadern aus poliertem Granit gebaut, still und ernst wie Grabkammern.

Der Teufel von Mailand (Martin Suter)

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Es war einmal eine große Stadt, in der lebten zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. [...]. Die Stadt bestand aus zwei Hälften. Die eine lag nach Osten hin, die andere nach Westen. [...]. Zwischen Ost und West aber war eine Grenze, viel Gerede und viel Feindseligkeit. Die Stadt hieß Berlin. Durch die geteilte Stadt floss ein Fluss. Er floss im Südosten in die Stadt hinein und im Nordwesten wieder heraus. Der Fluss hieß Spree und an seinen Ufern gab es viel Grün, aber auch Fabriken und Häuser. Und da der Fluss mitten durch die Stadt hindurchfloss, war auch er zweigeteilt.

Die Flaschenpost (Klaus Kordon)