Zum ersten Mal in seinem Leben war Harold enttäuscht, dass der Briefkasten so schnell erreicht war. Er hob den Brief an Queenie zum Schlitz und stockte. Er blickte auf die kurze Strecke zurück, die er gelaufen war. Harold dachte an die paar Worte, die er Queenie geschrieben hatte, und schämte sich für deren Dürftigkeit. Er ließ den Brief auf dem Rand des dunklen Briefkastenschlunds ruhen. Er schaffte es nicht, ihn hineinzuschubsen. 

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry (Rachel Joyce)

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Es war einmal eine große Stadt, in der lebten zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. [...]. Die Stadt bestand aus zwei Hälften. Die eine lag nach Osten hin, die andere nach Westen. [...]. Zwischen Ost und West aber war eine Grenze, viel Gerede und viel Feindseligkeit. Die Stadt hieß Berlin. Durch die geteilte Stadt floss ein Fluss. Er floss im Südosten in die Stadt hinein und im Nordwesten wieder heraus. Der Fluss hieß Spree und an seinen Ufern gab es viel Grün, aber auch Fabriken und Häuser. Und da der Fluss mitten durch die Stadt hindurchfloss, war auch er zweigeteilt.

Die Flaschenpost (Klaus Kordon)