Hyperions Schicksalslied (Friedrich Hölderlin)

Ihr wandelt droben im Licht 
Auf weichem Boden, selige Genien! 
Glänzende Götterlüfte 
Rühren euch leicht, 
Wie die Finger der Künstlerin 
Heilige Saiten. 

Schicksallos, wie der schlafende 
Säugling, atmen die Himmlischen; 
Keusch bewahrt 
In bescheidener Knospe, 
Blühet ewig 
Ihnen der Geist, 
Und die seligen Augen 
Blicken in stiller 
Ewiger Klarheit. 

Doch uns ist gegeben, 
Auf keiner Stätte zu ruhn, 
Es schwinden, es fallen 
Die leidenden Menschen 
Blindlings von einer 
Stunde zur andern, 
Wie Wasser von Klippe 
Zu Klippe geworfen, 
Jahr lang ins Ungewisse hinab.

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Es war einmal eine große Stadt, in der lebten zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen. [...]. Die Stadt bestand aus zwei Hälften. Die eine lag nach Osten hin, die andere nach Westen. [...]. Zwischen Ost und West aber war eine Grenze, viel Gerede und viel Feindseligkeit. Die Stadt hieß Berlin. Durch die geteilte Stadt floss ein Fluss. Er floss im Südosten in die Stadt hinein und im Nordwesten wieder heraus. Der Fluss hieß Spree und an seinen Ufern gab es viel Grün, aber auch Fabriken und Häuser. Und da der Fluss mitten durch die Stadt hindurchfloss, war auch er zweigeteilt.

Die Flaschenpost (Klaus Kordon)